Montag, 15. Februar 2010

Was wäre, wenn ...?


Es ist einfach ZU schön, was ich heute in der Yahoo!-Gruppe "Monarchie der Zukunft" gelesen habe, so dass ich mir - natürlich ganz unauffällig - erlaube, den Beitrag hier weiterzugeben, denn DAS MUSS man gelesen haben.

Es handelt sich hier um einen Beitrag aus dem "Spiegel" vom November 1968; eine Zeit, in der es in Deutschland eh recht turbulent zuging. Die Republik wurde in ihren Grundfesten erschüttert, so dass sie den revoltierenden "68ern" fast alles gab, was sie verlangten. Hier soll nun aber nicht über das Jahr 1968 gesprochen werden. denn dieses Jahr war der Beginn und zugleich der Gipfel des Werteverfalls. Der Ruf "Unter den Talaren der Mief von tausend Jahren" zeigt nur zu deutlich, dass sie gewillt waren, mit allen Traditionen abzurechnen - und sie haben es ja auch so gut wie geschafft ...

Zurück aber zu dem "Spiegel"-Beitrag vom November 1968, in der sich die ersten Zeitgenossen Gedanken über den im Mai 1969 neu zu wählenden Bundespräsidenten machten. Nur gut, dass der Bundespräsident nicht vom Volk gewählt wird, wer weiß, welcher Kandidat gewählt werden würde.
"Der beste, der würdigste Mann muß Bundespräsident werden.", so fängt der Artikel an, und da wüßte ich heute, im Jahre 2010 einige, die ich bei Namen nennen könnte - aber es wären keine Politiker dabei. Die Stimmen des Jahres 1968 kamen - trotz der fast schon revolutionären Zustände von jungen Linken - auf einen Namen, mit dem die gesamte Presse garantiert nie gekommen wäre: Prinz Louis Ferdinand von Preußen. Er sollte das Volk nach innen und nach außen repräsentieren, denn ER war in der Tat der Würdigste - bis zu seinem Tod.
Auch wenn ich hie und da schon habe verlauten lassen, dass ich kein SEHR großer Verehrer des Hauses Preußen bin, so bildet SKH Prinz Louis Ferdinand in jeder Hinsicht eine Ausnahme ...

Aber ... was wäre, wenn ...
... diese unsere mittlerweile schon 60 Jahre alte Republik mal etwas Courage zeigen würde, und den Bürgern etwas mehr Demokratie zutrauen würde. Immerhin soll das Staatsoberhaupt das Volk vertreten, also sollte das Volk doch auch entscheiden dürfen, WER "der beste, der würdigste Mann" ist ...



UNVERZICHTBARE KAISERKRONE

Von Otto Köhler, 18.11.1968

Ende September meinte "Quick":

"Der beste, der würdigste Mann muß Bundespräsident werden." "Quick"-Leser sollten schreiben, wen sie wählen würden. Denn kein Politiker könne "daran vorbeigehen, wen das Volk für den würdigsten Repräsentanten hält".

"Quick" stellte zwölf Kandidaten auf. Elf hatten ein Parteibuch -- einer hatte keines. "Quick" empfahl den Würdigsten: "Egal, welches Parteibuch er hat. Egal, ob er überhaupt eines hat."

Das -- schreibt "Quick" -- "überraschende" Ergebnis: Der Mann ohne Parteibuch wurde Sieger. Das Volk der "Quick"-Leser hatte mit 39,8 Prozent Prinz Louis Ferdinand, den Enkel des "Ich-kenne-keine-Parteien-mehr"-Wilhelm, zum Präsidenten gekürt.

Weit zurück blieben die Männer der Parteien: Carlo Schmid 16,2, Erhard 10,4, alle übrigen neun zwischen 7,0 und 1,0 Prozent.

Mag sein, die Parteien-Demokratie hat "Quick"-Leser enttäuscht -- doch in einem Bundespräsidenten Fritz Teufel erblickte nur ein einsamer "Quick"-Leser aus Nauheim einen Fortschritt zu Heinrich Lübke, die meisten drängten zurück zum Fürstenhaus. Aus Friedberg jubelte eine Leserin: "Ein Abkomme der Hohenzollern, denen wir unendlich viel verdanken!" Ein Hohenzollern-Fan aus Bielefeld erkannte: "Die Staatsform Demokratie ist ein Mißstand. Der vulgus kann sich auf die Dauer nicht selbst regieren." Etwas anders sah es eine Berlinerin: "Wer ist denn eigentlich heute demokratisch und lebt es uns vor? Die Fürstenhäuser!"

"Quick"-Leser kennen sich eben In Fürstenhäusern aus, und "Quick"-Chef Agthe, der seine Leser kennt, gesteht, daß ihn der Sieg des Prinzen nicht überraschte.

Doch eine bundesdeutsche Zeitung wollte das "Quick"-Plebiszit nicht anerkennen. "Deutsche", fragte "Bild", "Deutsche, wollt ihr wirklich einen Prinzen?" Und "Bild" sagte: ",Bild' kann das nicht so recht glauben." Deshalb: die "Bild"-Volksabstimmung.

Am letzten Donnerstag hatten "Bild"-Leser die "Quick"-Leser überrundet. 55,6 Prozent der "Bild"-Leser wählten Louis Ferdinand, das sind 16 Prozent mehr als die Fürstenwähler in "Quick". Ein stolzes Ergebnis -- und zugleich eine schallende Ohrfeige für den "Bild"-Redakteur, der auf den unglücklichen Gedanken kam, wir Deutschen, wir "Bild"-Leser, wollten am Ende nicht Louis Ferdinand haben.

Dieser Redakteur hatte sich an dem ehernen Grundsatz der "Bild" -- Familie vergangen, daß wir nämlich zusammenhalten wollen auf Gedeih und Verderb, daß uns kein Parteien-Zwist trennen soll -- am allerwenigsten in der Präsidentenfrage. Hatte nicht gerade erst "Bilds" Schwester-Zeitung "BamS" einen gemeinsamen Kandidaten Leber für CDU und SPD mit der drängenden Frage propagiert: "Gelingt es doch noch, einen "Wahlkampf' um die Nachfolge von Präsident Lübke zu vermeiden?" Hatte "BamS" nicht frohlockt, daß diese Ansicht "bei vielen Menschen ein Aufatmen" ausgelöst hatte. Und jetzt "Bild"-Widerstand gegen den großen Gemeinsamkeits-Kandidaten Louis Ferdinand, den fürstlichen Mann über allen Parteien? Nein, diese "Bild" -Inkonsequenz mußte am entschlossenen Widerstand der "Bild" -Leser scheitern.

Bleibt die bange Frage: Louis Ferdinand, nimmt er das Amt an?

"Quick" wollte es wissen. "Quick" hat ihn aufgesucht. Der Prinz, erschauerte "Quick", öffnet die Haustür "selbst", entkorkt "eigenhändig" die Flasche, ja "Seine Kaiserliche Hoheit" holt Appetithappen und belegte Brote "selbst" aus der Küche. Und, man staune mit "Quick": "Würde und Überlegenheit büßt er dadurch nicht ein."

Ja, aber was erzählten Seine Kaiserliche Hoheit eigenmündig den "Quick"-Kurfürsten aus München? Undementiert steht es seit zwei Wochen in "Quick". Kaiserliche Hoheit würden uns die Huld antun, das Amt des republikanischen Bundespräsidenten anzunehmen. Allerdings, als Deutscher, der Kaiserliche Hoheit unzweifelhaft sind, würden höchstdieselbe ihren Rechtsstandpunkt gegenüber dem Phänomen der 1918 ausgebrochenen deutschen Republik nicht aufgeben. Also das ist klar: "Falls ich in dieses Amt berufen würde, würde ich auf den mir zustehenden Anspruch auf die deutsche Kaiserkrone nicht verzichten."

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